Neben meiner Tätigkeit als Ärztin engagiere ich mich täglich für die Belange des Hofes. Die Betreuung der Tiere und die unermüdliche Suche nach optimalen Bedingungen für alle Hofbewohner liegt mir ebenso am Herzen, wie die Koordination von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Die Entscheidung auf dem Hof zu leben, ermöglicht mir immer ansprechbar zu sein, sowie schnell und zeitnah Entscheidungen zu treffen. Das ist in Notsituationen hilfreich, denn die Tiere sind durch ihre gesundheitliche Disposition darauf angewiesen das ohne Verzug professionelle Hilfe organisiert wird.
Seit ich denken kann, liebe ich Tiere. Ich habe mich schon als Kind immer gern den ganzen Tag auf Reiterhöfen aufgehalten. 2021 wollte ich mich beruflich umorientieren und bewarb mich um eine Stelle als Tierpflegerin beim „de Hun’nenhoff“.
Nach den Probearbeiten, spürte ich wie aufgeregt ich war. Mir wurde schlagartig klar, dass ich unbedingt zu diesem Hof gehören wollte. Die Tiere, dieser Ort und nicht zuletzt die Menschen hatten mich verzaubert. Ich hatte Glück mit meiner Bewerbung. Nach 18 Monaten Anstellung und dem Durchlaufen aller Abteilungen wurde ich gefragt, ob ich mir die Hofleitung vorstellen könnte. Dieses Angebot hat mich sehr berührt und ich habe meine neue Aufgabe und auch diese Herausforderung sehr gerne angenommen. Eine Hofleitung braucht nicht nur Expertise und professionelle Haltung, sondern fordert ebenso großes Vertrauen in alle Mitarbeiter und in die übrigen Leitungspositionen. Mittlerweile wohne ich mit meinen Kindern auf dem Hof und habe zu meinen drei mitgebrachten Hunden zwei „Hunnenhoffis“ adoptiert. Eine Großfamilie also. Ich liebe einfach jedes Tier hier auf dem Hof. Für mich ist jedes Tier etwas ganz Besonderes. Und nach wie vor ist dieser Ort etwas ganz Besonderes. Voller Leben, voller lieber, netter Menschen. Und das auch wenn es mal knarzt im Getriebe, auch wenn es mal schwer ist und ich mich nachts aus dem Bett in die Nachtschicht bewegen muss. Ich wüßte nicht, wo man so viel Liebe von den Tieren zurück bekommt, wie hier. Da lohnt sich wirklich jeder Einsatz auf dem Hof und die Müdigkeit ist vergessen. Ich möchte diesen Hof, und alles was ihn ausmacht, nicht mehr missen. Er ist einfach unser Zuhause geworden.
Als gelernte Buchhalterin war ich in 2020 noch in Teilzeit bei der Bundeswehr in Munster tätig. Auf der Suche nach einer Nebentätigkeit, las ich unter den Stellenanzeigen, dass auf dem Hof Unterstützung gesucht wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich das Tierschutzprojekt überhaupt nicht. Ich stellte mich vor, bekam den Job und wurde anfangs in der Katzenwohnung und nach und nach in den anderen Bereichen eingesetzt. Als Ende 2020 die damalige Bürokraft ging, konnte ich nicht anders, bot meine Hilfe an und hängte meinen Job bei der Bundeswehr komplett an den Nagel. Viele hielten mich für verrückt, aber für mich war es die beste Entscheidung meines Lebens. Die Liebe zu den Tieren, die Hingabe mit welcher Usha und das gesamte Team die Tiere versorgen, haben mir die Entscheidung leicht gemacht. Tieren, denen Schreckliches widerfahren ist, die Welt ein wenig besser machen: dafür steht dieser Hof. Mittlerweile ist dieser Ort mehr als nur meine Arbeitsstätte. Es ist für mich ein Platz der Freude und meine persönliche Auszeit, wenn der Alltag mir mal wieder alles abverlangt. Ich habe hier tolle Freundschaften geschlossen und kann mir ein Leben ohne den Hof nicht mehr vorstellen.
Was wäre ein Projekt wie dieses ohne das Engagement vieler? Unsere Mitarbeiter sind unser Rückgrat. Egal wie das Wetter ist, egal welche Jahreszeit, frühmorgens oder spät am Abend. Unter der Woche, am Wochenende, Weihnachten und Sylvester. Dieses Team engagiert sich mit grosser Empathie und Disziplin rund um die Uhr. Unsere Haustechniker kümmern sich darum, dass dieser Hof funktioniert und gepflegt wird. Eine manchmal schier unglaubliche Aufgabe. Der Hof verlangt nicht nur nach einer riesigen logistischen Planung mit einer umfangreichen Disposition, sondern ist auch ein Betrieb, der Tag und Nacht professionelle Betreuung und Fürsorge fordert. Da braucht es neben reiner Empathie und Tierliebe viel Kraft, große Einsatzbereitschaft und Freude an Improvisation. Dieses Projekt ist neben aller Freude harte Arbeit. Professionelle Pflege von Tieren, besonders von gehandicapten, braucht eine innere Haltung, die man nur bei Menschen findet, die ihren Blick auf die Bedürftigkeit von Tieren und von Menschen richten.
Das hier ist nicht nur ein Beruf, sondern auch eine Art Berufung. Bei aller Liebe zu den Tieren, sind wir dafür zutiefst dankbar.
Jede Spende hilft. Wir machen keine Unterschiede, wir schauen nicht auf die Summe. Wir brauchen jede Hilfe. Ohne Sie wäre das alles hier nicht möglich. Ohne Ihre regelmäßige Unterstützung, Ihre Begleitung und auch Ihre aufmunternden Worte, könnten wir diese Dimension, diese umfängliche Hilfe nicht leisten. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie berührt wir oft davon sind, wenn wir in besonders schwierigen Situationen zu Spenden aufrufen müssen und Ihre Unterstützung gewinnen. Seien es die immensen Tierarztkosten, sei es der Bau einer Katzentreppe, eines Reha Hauses, oder die vielen, vielen Sachspenden, die wir bekommen. Viele Spender und Spenderinnen möchten mit dem was sie tun, anonym bleiben, möchten im Stillen wirken. Wir respektieren das. Wir möchten trotzdem herzlich Dankeschön sagen.
Nein, das ist kein Marathontraining. Sondern die Laufstrecke, die Silvia Bohner und ihr Sohn Tilo jährlich mit unseren Hunden auf den Wegen rund um den Hof unterwegs sind. Kein Wetter, kein Schnupfen, keine Jahreszeit hält die beiden davon ab mit unseren Hunden spazieren zu gehen. Drei Paar neue Laufschuhe im Jahr sind keine Seltenheit für die beiden. Zusätzlich koordiniert Silvia die zahlreichen anderen Frauen und Männer, Paare und Trainer, Jugendliche und Eltern mit Kindern, die tagaus, tagein mit den Hunden die Landschaft um den Hof erkunden. Ohne die unglaubliche Unterstützung aller, wären die Tiere lange nicht so artgerecht unterwegs.
Auf 50.000 m2 Fläche leben Hunde, Katzen, Pferde, Schafe, Puten, Hühner und Enten. Der Fokus unseres Tierschutzprojektes liegt aber vorrangig auf Hunden mit körperlichen Beeinträchtigungen. Der Tierschutzpreis des Deutschen Tierschutzbundes, den wir für unsere Arbeit verliehen bekommen haben, spornt uns an und macht uns stolz. Die eigentliche Aufgabe sehen wir aber in der Aufklärung und in der Bewusstseinsstärkung, dass gehandicapte Tiere nicht nur liebenswert, sondern auch lebenswert sind. Euthanasie ist keine Option für uns. Wer einmal Rollihunde gesehen hat, wie sie in ihren „Rollis“ auf unserem Hof herumflitzen, weiß wovon wir sprechen. „Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit“. Das ist unser Credo. Lassen sie uns gemeinsam im Tierschutz ein neues Kapitel aufschlagen.
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