De Hun'nenhoff

Rollihunde

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Wissen
Das leben
mit einem Rollihund

Schicksale meistern

"Hunde haben gegenüber dem Menschen einen großen Vorteil: Sie hadern nicht. Sie sind Fatalisten und nehmen die Situation, wie sie eben ist. Unserer Erfahrung nach lernt ein Hund schnell, in der Regel innerhalb von Minuten, mit dem Rollwagen umzugehen, manche der Hunde sogar virtuos. Aber natürlich gibt es individuelle Unterschiede. Und auch hier heißt es, Geduld haben." Saskia Wicke

Die meisten Rollihunde, die wir auf dem Hun`nenhoff  haben, sind Hunde mit einer Querschnittslähmung und daraus folgend einer Lähmung der Hinterläufe. Ursache dieser Querschnittslähmung sind entweder Unfälle oder Bandscheibenvorfälle, aber auch Blutungen im Wirbelkanal oder Tumore.
Recht häufig erleben wir, dass die gelähmten Hunde wieder laufen lernen, oft aber erst nach Monaten. Das heißt aufgeben nach zwei Wochen (wie wir es leider immer noch oft erleben), wird dem Thema nicht gerecht. 

Viele Hunde werden auch heute noch euthanasiert, die in einigen Monaten hätten wieder laufen können. Allerdings kann man den Verlauf nie sicher vorhersagen und dementsprechend ist auch ein Versprechen wie „Ihr Hund wird sicher wieder laufen lernen“ leider nicht möglich.

Aber auch wenn die Lähmung bleibt, sind die betroffenen Hunde mit einem Rollwagen wieder mobil und glücklich. Darin bestärkt uns auch Deutschlands Hunde-Profi Nr. 1, Martin Rütter. 

(alle Bilder ©Christian Vieler)

Hunde mit einer Querschnittslähmung haben nahezu immer eine nervale Störung der Blasenfunktion und der Mastdarmfunktion und brauchen beim Absatz von Urin Hilfe. Häufig besteht eine „Überlaufblase“, d.h. die Blasenentleerung erfolgt in kleinen Portionen, wenn durch Überfülle der Blase der Schließmuskel schließlich dem Druck von oben nachgibt und sich öffnet. Und fast keinen Satz haben wir so häufig gehört wie „nein, unser gelähmter Hund kann noch allein Urin absetzen“. Gestimmt hat es noch nie, zumindest nicht im Sinne einer gezielten vollständigen Blasenentleerung. Es ist für die langfristige Gesundheit des Hundes aber sehr wichtig, dass die Blase vollständig geleert wird und nicht nur überläuft, denn sonst drohen Harnwegsinfektionen oder Nierenschädigung. Hunde mit einer Querschnittslähmung brauchen daher alle 6 Stunden (nachts sind auch 8 Stunden vertretbar) eine manuelle Entleerung ihrer Harnblase durch geübten Druck auf ihr Bäuchlein. Wenn man die Anatomie des eigenen Hundes einmal verstanden hat und ein bisschen geübt hat, ist das in 2-3 Minuten erledigt und für den Hund völlig schmerzfrei.

Die Mastdarmentleerung gelingt dem gelähmten Hund in aller Regel selbst, aber unwillkürlich, d.h. durchaus auch mal in der Wohnung. Daher und zur Vermeidung von Schmierinfektionen in die Blase kann es hilfreich sein, durch einen Einlauf den Kotabsatz zu steuern oder aber eine Windel einzusetzen.
In aller Regel haben gelähmte Hunde keine Schmerzen.
Es gibt seltene Ausnahmen, in denen der Hund Missempfindungen im Bereich der gelähmten Extremität hat oder aber Bewegungen der Extremitäten durch unkoodinierte Nervenaktionen. In diesen Fällen ist eine medikamentöse Behandlung hilfreich.
Wir haben auf dem Hof bereits viele Hunde mit Querschnittslähmung kennengelernt und mit der richtigen Versorgung gelingt es in fast allen Fällen den Hunden ein lebenswertes, artgerechtes und fröhliches Leben zu ermöglichen.